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Grenchner Judo-Club schreibt Schweizer Sportgeschichte
 
GRENCHEN Seit 60 Jahren trägt der Judo-Club wesentlich zum sportlichen Image der Uhrenstadt Grenchen bei. Auch heute noch erfolgreich erlebte der Club seine Glanzzeit aber in den 1970er- und 80er-Jahren. Ein Blick zurück mit zwei Athleten aus jener Zeit.
 
Stefan Kaiser (Text)
 
Judo gehört zu Grenchen wie der Tüfel zum Chappeli oder das Centro zum Stadtbild. Über 100 aktive Mitglieder, darunter rund 60 Kinder, zählt der Judo-Club heute, und die Sportart ist traditionell auch ein fester Bestandteil des Schulsports und des Ferienpass-Angebots. «Im Judo können sich die Kinder austoben und mit anderen messen, und sie lernen dabei gleichzeitig auch Anstand und Fairness», ist Marc Willemin überzeugt. Der 66-Jährige war OK-Chef der Jubiläumsveranstaltung vor zwei Wochen in der Turnhalle des Haldenschulhauses. Und er gehörte wie der 65-jährige Thomas Hagmann zum Grenchner Glanz-Team, das Anfang der 1980er-Jahre nationale Sportgeschichte schrieb (siehe Kasten).
 
Wie David gegen Goliath
 
Am 1. Oktober 1958 im damaligen Restaurant Bad gegründet feierte der Judo-Club Grenchen zwar immer wieder kleinere und grössere Erfolge. Seine sportliche Blütezeit erlebte der Club aber in den 1970er- und 80er-Jahren. «Im Europacup, wo wir 1983 den Viertelfinal erreichten, traten wir gegen Metropolen wie Frankfurt oder Paris an, die viele Profis in ihren Reihen hatten», erklärt das damalige Team-Mitglied Marc Willemin und fügt nicht ohne Stolz an: «Wir hatten keine Profis, und wenn man die Grösse von Grenchen beachtet, war der Viertelfinal eine beachtliche Leistung.» Aufgrund seiner Dominanz in den Schweizermeisterschaften stellte der Judo-Club Grenchen damals auch einen Grossteil der Nationalmannschaft. «Fairerweise muss man aber ergänzen, dass damals auch Leute aus Biel, Läufelfingen, Basel, Zürich oder dem Aargau bei uns in Grenchen trainierten», sagt Thomas Hagmann.
 
Olympia-Teilnahme wäre wichtig
 
Willemin und Hagmann denken gerne an ihre aktive Judo-Zeit und ihre Jugend zurück. «Wir hatten bis zu vier Trainings unter der Woche, und dann kamen noch Randoris (spezielle Übungskämpfe ohne Schiedsrichter) und am Wochenende Wettkämpfe dazu», erklärt Marc Willemin. «Und wir hatten mit Alois Ruziczka auch einen tollen Trainer», ergänzt Thomas Hagmann.
Doch die Zeiten waren damals noch anders. «Heute wird grosser Wert auf die Ruhezeiten nach den Wettkämpfen gelegt», erklärt Hagmann, der im Kantonalberner Judo-Verband in der Technischen Kommission als Vertreter des Regionalen Leistungszentrums in Brugg amtet. «Wir gingen nach den Kämpfen jeweils noch ein Bierchen kippen», schmunzelt er, «was natürlich verheerend war, wenn man im Training bis zu drei Liter Schweiss verlor.» Doch die Moral sei damals eine andere gewesen, erinnert sich Marc Willemin: «Früher mussten wir uns für die Wettkampfteilnahme jeweils internen Ausmarchungen stellen. Und heute ist es zuweilen schwierig, dass sich genug Leute für eine Wettkampfteilnahme finden.»
Dennoch sind die beiden auch stolz auf die aktuellen Leistungsträger des Grenchner Judo-Clubs und seine Vertreterinnen und Vertreter in den nationalen Kader (siehe Kasten). «Aus eigener Erfahrung in Montreal und Moskau weiss ich, wie wertvoll und wichtig eine Olympia-Teilnahme ist», hält Thomas Hagmann schliesslich noch fest, «und jede und jeder, der kann, sollte alles daran setzen, sich über die Meisterschaften und Grandslams für eine Olympia-Teilnahme zu qualifizieren.» Aber im Gegensatz etwa zum Fussball flössen die Finanzen im Judo leider erst spät an die vielversprechenden Talente, die ihre berufliche Karriere dann der sportlichen vorziehen.
 
Kasten:
Die sportlichen Erfolge des Judo-Clubs Grenchen
 
Mit Lara Salzmann, Luc Wyss und Niels Gräub stellt der Judo-Club Grenchen derzeit drei Leistungsträger in den nationalen Junioren-Kadern. Lara Salzmann und Anina Sutter besuchen ausserdem gymnasiale Sportklassen und trainieren zusätzlich im Leistungszentrum in Brugg, um sich auf ihre Sportkarriere konzentrieren zu können. Anina Sutter hat an Schweizermeisterschaften bereits zweimal die Bronzemedaille gewonnen.
 
Historische Erfolge des Judo-Clubs:
 
Neben diversen Einzelschweizermeistertiteln und Olympiateilnahmen stechen beim Judo-Club Grenchen die vier ersten Plätze an den Schweizermannschaftsmeisterschaften 1980, 1981, 1982 und 1985 hervor sowie die dritten Ränge in den Jahren 1974 bis ’76 und 1983. Im Cup erreichten die Grenchner 1961 den 3., in den drei Saisons von 1976 bis 1979 den 2. und in der Saison 1980/81 den 1. Platz und schafften in diesem Jahr auch das Double. Insgesamt nahm Grenchen an vier Europacups teil und erreichte 1983 sogar den Viertelfinal.